Mechanikjustierung
Bedeutung und Durchführung der Mechanikjustierung bei Klavieren und Flügeln
Wussten Sie, dass ein Klavier oder Flügel, das regelmäßig gespielt wird, mit der Zeit an Präzision verliert – ganz unabhängig davon, wie hochwertig es gebaut ist? Genau hier kommt die Mechanikjustierung ins Spiel. Sie ist ein zentraler Bestandteil der Klavierpflege und sorgt dafür, dass das Spielgefühl stets feinfühlig, gleichmäßig und kontrolliert bleibt.
Was ist eine Mechanikjustierung?
Die Mechanik eines Klaviers oder Flügels besteht aus vielen beweglichen Teilen – vom Tastendruck bis zum Anschlag des Hammers an die Saite sind über 100 Einzelkomponenten beteiligt. Mit der Zeit verändern sich durch Spielbelastung, Temperaturschwankungen und Materialermüdung viele dieser Einstellungen. Die Folge? Der Anschlag wird schwammig, ungleich oder unpräzise.
Eine Mechanikjustierung bringt die Spielmechanik wieder in ihre idealen Proportionen zurück – oft spürbar wie eine Frischzellenkur für das Instrument.
Welche Arbeitsschritte gehören zur Justierung?
Die Justierung ist keine einzelne Maßnahme, sondern ein fein aufeinander abgestimmter Ablauf technischer Korrekturen:
- Tastenhöhe und -tiefe: Die Tasten werden auf eine einheitliche Höhe und gleichmäßige Tiefe eingestellt. Das verbessert die Spielkontrolle und das Gefühl unter den Fingern.
- Spielart: Die sogenannte Repetition – also wie schnell ein Ton erneut angeschlagen werden kann – wird optimiert. Besonders bei Flügeln mit Doppelrepetitionsmechanik ist das essenziell.
- Abhebe- und Fangpunkte: Die exakte Koordination zwischen Hammerbewegung und Dämpfer muss stimmen, damit der Klang sauber ausgelöst und gestoppt wird.
- Auslösung: Hier geht es um den Moment, in dem sich der Hammer von der Taste löst. Ein zu früher oder zu später Auslösepunkt kann das Spielgefühl erheblich beeinträchtigen.

Wie oft sollte man eine Mechanikjustierung durchführen lassen?
Das hängt vom Spielverhalten und der Nutzungsintensität ab. Für Vielspieler oder Instrumente in Musikschulen empfiehlt sich eine Überprüfung einmal jährlich. Für Hobbyspieler in privaten Haushalten reicht meist ein Rhythmus von 3–5 Jahren.
Ein kleiner Tipp: Wenn sich Tasten ungleich anfühlen, der Anschlag schwerer wird oder das Instrument „unreagiert“ wirkt, ist das oft ein erstes Zeichen, dass eine Justierung notwendig ist.
Der Einfluss auf das Spielgefühl
Nach einer fachgerecht durchgeführten Mechanikjustierung fühlt sich das Klavier oder der Flügel oft wie verwandelt an: Der Klang lässt sich wieder feiner nuancieren, der Anschlag ist präzise und gleichmäßig. Auch die dynamische Kontrolle – also das Spiel von Pianissimo bis Fortissimo – profitiert enorm.
Viele Pianistinnen und Pianisten berichten, dass sie sich nach der Justierung ihrem Instrument wieder deutlich näher fühlen – weil es sensibler, offener und „lebendiger“ auf ihren Ausdruck reagiert.
Ein Blick hinter die Kulissen
Wussten Sie, dass jeder Klavierbauer seinen ganz eigenen „Justierstil“ hat? Manche bevorzugen ein sportlich-straffes Spielgefühl, andere eine weichere, tragende Spielweise. Diese Individualität ist Teil der Kunst – und oft auch ein gutes Gesprächsthema beim nächsten Besuch Ihres Klaviertechnikers.
Zusammengefasst: Die Mechanikjustierung ist keine kosmetische Maßnahme, sondern ein elementarer Service für jedes hochwertige Instrument. Sie sorgt nicht nur für Spielfreude und klangliche Präzision, sondern trägt auch wesentlich zur Werterhaltung Ihres Klaviers oder Flügels bei.